Mitten in Niederbayern




Wie aufregend: als Oberbayer mal nach Niederbayern zu fahren. Und dann noch ins konservative Bad Birnbach. Das liegt bei Bad Griesbach und das wiederum liegt irgendwie auf dem Weg nach Passau. Hofgut Hafleiten, ja genau. Die mit der super PR. Kaum eine Frauenzeitschrift oder gar der letzte Focus, der noch nicht über dieses kleine Dorf geschrieben hat und vom Teichhaus und vom Baumhaus geschwärmt hat. Und daher wollten wir es mal genau wissen und wagten uns in die "bayerische Toscana". Was keine Übertreibung ist. Im Herbst und mit dem trockenen Mais rundumerdum, mangels Berge und mit den sanften Hügeln, da ist der Vergleich mit der Toskana nicht verkehrt. Und dann irgendwo abgelegen hinter Bad Birnbach im Wald, vorbei an etlichen Hirsch-Gehegen liegt das Hofgut. Wir bekamen die Teichsuite - neben dem röhrenden Hirsch, der in seinem Gehege die Hirschdamen tags und nachts über die Weide jagte (Wildlife pur, was aber vom Hofgut seltsamerweise gar nicht beworben wurde). Die Unterkunft ist wunderbar, schick und schön, wie man es von sog. Designhotels jetzt schon gewohnt ist. Es ist ruhig und entspannend, die Katzen streichen ums Haus und nachts hat man einen wunderbaren Sternenhimmel. Abends trifft man sich mit den Hausleuten im Hof und lernt alle anderen Gäste kennen, die dann wieder vom Baumhaus und vom Teichhaus und so schwärmen. Wer also "Familienanschluss" braucht, der ist hier richtig. Da wir unsere Ruhe wollen, wählen wir am nächsten Abend das Dinner für zwei, das uns auf unser Suite gebracht wird. Sehr nett und sehr romantisch. Übrigends ist das Essen hervorragend.

Was uns allerdings nicht so gefällt, ist die saloppe und für unseren Geschmack zu flockige Ansprache des Personals, das immer "einen Spruch" auf den Lippen hat und wohl meint, so seine Gäste locker ansprechen zu müssen. Vielleicht zieht das bei Norddeutschen, uns ist die Anmache zu dick aufgetragen - aber wir sind im Urlaub ja eh menschenscheu, wollen unsere Ruhe und uns nicht noch auf andere Typen einlassen. Und da ist man im Hofgut dann eher der Aussenseiter.
Preis/Leistungsverhältnis ist damit auch ein bisserl angeknackst. Wenn man sich nicht rundum wohl fühlt, dann schaut man natürlich kritischer hin. Und so finden wir es einfach überteuert, dafür dass es mitten in der Pampa ist, dafür dass es keine Brezen zum Frühstück gibt und ohnehin das Frühstück eher dünn ausfällt (O-Saft, Ei, Käse, Wurst ... das alles muss nochmals extra bezahlt werden), dafür dass es keine ansprechenden Shampoos oder Cremen gibt, nur einen Mini-Föhn und dafür dass das Putzpersonal nur huschhusch aufräumt.
Aber wie gesagt, wir sind jetzt schon auch ziemlich kritisch geworden.