Herr Ederer, was ist passiert? Allein im Nobelrestaurant in München

München ist definitiv nicht in der Krise. Die Stadt brummt, die Läden sind voll und noch mehr die Restaurants der Stadt. Egal ob vor oder nach Weihnachten, ohne Reservierung geht in München eigentlich gar nix. Die Tendenz geht sogar zur "14 Tage vorher Reservierung". Überall also voll. Mit wohl einer Ausnahme. Beim Nobelwirt Ederer in den Fünf Höfen saßen wir in der Woche vor Weihnachten alleine im Restaurant. Und allein in einem so großen Restaurant, soviel kann ich sagen, das fühlt sich sehr sehr ungut an. Wir kamen um 19.00 Uhr und waren die ersten. Nun ja, für München ist das schon früh. Der Münchner geht ja erst so um 20.00 Uhr zum Essen. Daher waren wir da noch gar nicht besorgt. An den anderen Tischen standen ja Reservierungsschildchen. Dass sich die einzige Bedienung aber gar so eifrig um uns kümmerte, hätte uns stutzig machen sollen. Im nachhinein versteht man, dass der gute Mann wohl schon seit Stunden keine Ansprache mehr hatte und nun froh war, dass zwei nette Damen endlich gekommen waren und er hoffte, dass man hier ein Schwätzchen anbringen konnte. Bevor ich aber darauf eingehe, dass uns die Bedienung das Du anbot und auch an sonsten sehr persönlich wurde, ein Wort zur Dekoration. Wir waren fast zehn Jahre nicht mehr hier und hatten die hohen Hallen des Ederer als großzügige und edle Architektur in Erinnerung. Sehr überrascht waren wir daher, dass sich der Geschmack wohl ändert. Überall stehen und hängen nun seltsame Dinge an der Wand oder auf den Schränken. Dinge, die man nur schwer deuten kann, aus exotischen Ländern gar? oder von sehr schrägem Geschmack. Die Bilder an den Wänden ... nun ja, auch Geschmacksache, ob man beim Essen eines 18 Euro Steaks auf ein gemaltes Dollar, Euro und Yen-Zeichen blicken will. Obwohl das Bild, glaub ich, schon damals hing. Ganz sicher waren damals aber nicht die Maschinengewehrkolben und die Starfighter an der Wand, oder? Wir interpretierten, dass das Ederer wohl ein bevorzugtes Etablissement der Waffen-Lobby geworden war und die sechs Herren, die nach 21 Uhr endlich den Gastraum mit uns teilten, schienen das zu bestätigen. Aber ganz ehrlich: ein Blick auf die Webseite hätte uns auch eine Warnung sein können.
Nun, zurück zum Service. Denn auch wenn wir beiden Damen uns viel zu erzählen hatten, so half dies nicht, dass der aufmerksame Herr Ober keinen Versuch unterlies, um nicht auch seine Geschichten los zu werden. So wissen wir jetzt, wo er wohnt, wie er zur Arbeit fährt, wann er seinen Dienst antritt, was andere Gäste - wenn sie denn kommen - an Wein trinken, was seine Schwester von ihm denkte und dass anscheindend wohl doch bald mal umgebaut wird. Das alles in einem unterhaltsam, sarkastisch, ironischen Unterton vorgetragen. Wirklich lustig. Aber wollten wir das? Nein. Wir wollten einen wunderbaren Abend mit herrlichem Ambiente und Essen genießen. Stattdessen fragten wir uns alle zehn Minuten, wie skurril die ganze Situation denn noch werden möge, wir, so allein, als einzige Gäste. Das Ganze wurde getoppt vom Meister selbst, der sich immer wieder aus der Küche rausdrückte, ein wenig im Gastraum rumstrich, Dinge zurechtrückte, aber niemals zu uns kam, uns gar begrüßte oder sich vorstellte oder so. Der Schubeck wäre schon in den ersten fünf Minuten bei uns am Tisch gestanden und hätte erzählt, was er denn ganz Besonderes nur für uns zu bieten hätte. Statt dessen bemühte sich der Ober uns einen Glühprosecco anzudrehen. Nein, Danke. Ach und wenn ich jetzt schon am lästern bin, sorry, aber in so einem Ambiente war dann das Essen halt leider auch nicht die Wucht. Die Gams (ein super seltenes Gericht und gar wunderbar, so etwas auf der Karte zu haben), es kam klein und unprätentös daher. Zu schlicht und langweilig. Und der so viel gelobte Wagyu-Rind Burger. Mei ... ein Gag halt. Schade. Nix hat uns umgehauen und wir werden den Abend wegen seiner Skurrilität in Erinnerung behalten, den alten Zeiten nachtrauern und das Essen leider vergessen.